Vorbereitungen für mexikanisches Kunstprojekt „Rote Schuhe“ im Landkreis Oldenburg gehen weiter voran

Bild: Meike Saalfeld, Gemeinde Ganderkesee
Die Gleichstellungsbeauftragten aus dem Landkreis Oldenburg machen mit dem Projekt „Rote Schuhe“ erneut darauf aufmerksam, dass Gewalt hinter jeder Tür lauern kann. Die Zahlen von polizeilich registrierter Häuslicher Gewalt sind laut neuem Lagebild des Bundeskriminalamtes wieder angestiegen, um 8,5% im Vorjahresvergleich. In 2022 sind 133 Frauen und 19 Männer durch Partner oder Ex-Partner getötet worden.
Diese Zahlen betrachten jedoch nur das Hellfeld der Statistiken. All jene Taten, die nicht angezeigt geworden sind, tauchen in der polizeilichen Kriminalstatistik nicht auf.
Kunstpräsentation der Roten Schuhe am 20.11.23
„Für jede Frau, die durch ihren Partner oder Ex-Partner getötet wurde, werden wir ab dem 20. November ein Paar blutrote Schuhe vor dem Kreishaus in Wildeshausen aufstellen“, kündigen die Gleichstellungsbeauftragten erneut das Kunstprojekt „Zapatos Rojos" von der mexikanischen Künstlerin Elina Chauvet an. Diese hatte 2009 erstmalig, nachdem ihre Schwester durch die Schläge ihres Mannes ums Leben gekommen war, diese künstlerische Arbeit in Mexiko installiert. Chauvet wollte damit an das Schicksal ihrer Schwester und das vieler weiterer Frauen weltweit erinnern und Femizide, also die vorsätzliche Tötung von Frauen, weil sie Frauen sind, anprangern.
„Vielen Dank für die Schuhe, die für diese Aktion bereits in den Rathäusern abgegeben wurden,“ so die Initiatorinnen, die sich am Dienstvormittag, ausgestattet mit roter Acryl- und Sprayfarbe in Ganderkesee getroffen haben, um die ersten Schuhe für die Ausstellung vorzubereiten.
„Weit über 100 Femizide pro Jahr alleine in Deutschland sind immer noch zu tiefst erschütternd! Wir wollen weiter hin-, anstatt wegschauen und genau aus diesem Grund haben wir uns gemeinsam diesem partizipativen Kunstwerk angenommen, für das wir aber ebenso auf Beteiligung und Hilfe von den Menschen im Landkreis Oldenburg angewiesen sind. Deswegen rufen wir erneut dazu auf, in den Gemeinden nicht mehr benötigte rote oder auch andersfarbige Damenschuhe zu spenden“, so die Initiatorinnen. Die Schuhe können bei den Gleichstellungsbeauftragten in den Rathäusern abgegeben weren
Aktion auf Wochenmärkten
Und damit nicht genug: Genau, weil es um die sichtbare Partizipation und Solidarität im öffentlichen Raum gehen soll, planen die Initiatorinnen am 13. Oktober in Ganderkesee und am 09. November in Wildeshausen auf dem Wochenmarkt mit den Menschen vor Ort darüber ins Gespräch zu kommen. Auch zu diesen Anlässen können Gäste oder Besucher*innen ihre Damenschuhe mitbringen, diese rot einfärben lassen oder auch kleine Zettel mit ihren Gedanken und Gefühlen für die Projektausstellung abgeben.
Gastbeitrag von Margherita Bettoni
Am 20. November werden ab 15 Uhr die über 100 roten Schuhe dann im Rahmen einer Ausstellungseröffnung am Nachmittag beim Kreishaus in Wildeshausen präsentiert.
Im Anschluss daran wird es noch einen thematisch passenden Gastbeitrag von der Hamburger Autorin Margherita Bettoni geben, die das Buch „Alle drei Tage - Warum Männer Frauen töten und was wir dagegen tun müssen“ (Spiegel, 2021) mitverfasst hat. Bettoni ist Investigativjournalistin mit den Schwerpunkten organisierte Kriminalität und sexualisierte Gewalt. Für ihre Recherchearbeiten hat sie u.a. den Marlies-Hesse-Nachwuchspreis und den Grimme Online Award gewonnen.
Sowohl geladene Gäste als auch alle interessierten Personen aus dem Landkreis sind herzlich zu der Veranstaltung am 20. November eingeladen. Im Herbst wird es dazu eine weitere Pressemitteilung geben.
Die Gleichstellungsbeauftragten werden diese Aktionen zudem nutzen, um auf bestehende Hilfeketten aufmerksam zu machen und dafür zu sensibilisieren, dass Gewalt gegen Frauen keine Privatsache ist, sondern uns alle angeht.